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Kochen in den 50ern / Kochbücher der 50er Jahre


                               

"das bunte buch vom kochen"

 

"Zeitgemäße Küche für Dich - Ein Kochbuch"

 


Auch mit zahlreichen weiteren, bisher für sie fremden Gerichten und Zubereitungsarten, schließen die Bundesdeutschen Bekanntschaft, die Gründe dafür sind vielfältig.

"Spaghetti à la Caterina" (Valente)

 


Erste Berührungsängste mit dem Neuen und Unbekannten werden den Menschen von den amerikanischen Besatzern selber genommen, die bis dahin wenig bekannte Lebensmittel wie Dosenmais, Kaugummi und Coca Cola verteilten. Später sorgen dann die zunehmenden Auslandsaufenthalte im Zuge der  Reisewelle sowie die Einwanderung von Gastarbeitern verschiedenster Nationen für eine Erweiterung des kulinarischen Horizontes über die Landesgrenzen hinaus. Obwohl die Kochbuchautoren darauf reagieren und ihre Zusammenstellungen um Kapitel wie "in Nachbars Kochtopf" oder "Empfehlenswerte Rezepte fremder Länder" erweitern, kommen Gerichte wie Pizza oder Cevapcici in jener Zeit nur selten auf den häuslichen Mittagstisch. Man ißt diese Gerichte lieber "auswärts" in Restaurants, denn in der Pizzeria, im Balkan-Grill oder "beim Chinesen" ist ein Hauch von Exotik und Urlaubsatmosphäre für die Zeit des Aufenthaltes im Preis mit inbegriffen.

Vermehrt erscheinen hingegen Rezeptsammlungen mit Titeln wie "Schnellmenüs", "Das Schnellkochbuch für Feinschmecker" oder "Was koche ich heute - erprobte Rezepte für berufstätige Frauen, schmackhaft und schnell",  die dem Umstand Rechnung tragen, daß in der Hochzeit des Wirtschaftswachstums mit annähernder Vollbeschäftigung nun immer mehr Frauen halb- oder ganztags arbeiten gehen, um zur Anschaffung von neuen Möbeln, Küchengeräten oder einem Auto beizutragen und folglich weniger Zeit für die Zubereitung der Mahlzeiten aufbringen können.In den 50ern ist häusliche Gemütlichkeit im Kreis der vertrauten Familie das vorrangige Bedürfnis, wenn es um die Feierabendgestaltung geht. Die Freizeit ist aufgrund der langen Wochenarbeitszeit von durchschnittlich 49 Stunden (1955) knapp bemessen. Dennoch geht man häufig ins Kino und auch Partys nach amerikanischem Vorbild kommen derart in Mode, daß sich bald einer regelrechte Partykultur entwickelt. Spielen sich diese Aktivitäten unter freiem Himmel im Garten ab, steht das aus US-Filmen bekannte Barbecue im Mittelpunkt. Oder auf deutsch:es wird gegrillt. Finden gesellige Treffen innerhalb des Hauses statt, empfiehlt es sich, "so viele Zimmer wie möglich auszuräumen, Sitzgelegenheiten aufzustellen und auf aneinandergestellten, unbedingt von weißem Tischtuch bedeckten Tischen ein kaltes Büfett aufzubauen". Dieses kann von der Hausfrau vorbereitet werden, sodaß sie am Abend "nett angezogen, ruhig und ohne Sorge den Gästen und auch sich einen Genuß verschaffen" kann. Sie muß nicht länger auftragen, aufstehen und Teller wechseln, was "ihr selbst eine Plage und den Gästen wenig angenehm" ist.

 

              

 "225 Grill-Rezepte"

 

"wie wird gegrillt?"

 

"Grill Rezepte - Für den Feinschmecker"

 

             

"Hans Buzengeiger plaudert aus seinen Garnierkursen"

 

 

 

   

"Schön garniert"

 

"Die Schwiegermama"

 


Ob ausschweifend "Pikante Leckereien - kalte Schleckereien für kleine Feste und hungrige Gäste" oder ganz pragmatisch "Kalte Platten", unzählige Kochbücher beschäftigen sich mit diesem Thema und insbesondere auch mit der Garnierung der angerichteten Speisen. Schließlich "isst das Auge mit" und "während die warme Küche durch den Duft der zubereiteten Speisen um unseren Appetit wirbt, ist die kalte Küche darauf angewiesen, durch die fröhliche Buntheit der Garnierung auf den gebotenen Genuß einzustellen".

 

"Kalt bunt und lecker" - "Ein zeitnahes Lehrwerk der modernen Kalten Küche"

 

Dr. Oetker Rezeptbuch: "Die kalte Küche"

 


Das Platzieren der Speisen hat nach einem bestimmten System zu erfolgen, damit man sich "leicht umd ohne Hindernis bedienen kann." Sehr beliebt auf Partys sind auch "pikante Happen", entweder in Gestalt der Reihe nach aufgespießter Kleinigkeiten wie Brotstückchen, Gurkenscheiben, Schinken, Käse und Wurst, deren Abschluß zumeist eine Olive bzw. eine eingelegte Perlzwiebel bildet, oder auch in Form delikat-deftig belegter "Kräcker". Diese schmecken besonders "Männern zum Bier" und sind mit entsprechend hochwertigem Belag wie Krabben und Spargelspitzen selbst für Festtafeln geeignet oder gar "wenn der Chef zu Besuch kommt". Als belebendes und die Stimmung ankurbelndes Getränk darf die "Kalte Ente" nicht fehlen, eine spritzige Mischung aus zwei Flaschen Weißwein, einer Flasche Sekt sowie einer spiralförmig abgeschälten und damit zugleich als Dekoration dienenden Zitrone.

 

            

            


"Kleine Feste - liebe Gäste"

 

BOSCH - "Mein Kühlschrank", Bedienungsanleitung - Rezepte

 

"Kochen Backen Braten ein Vergnügen" -  "rasch sauber billig mit Krefft Gasherd"

 


1960 betragen die Ausgaben für Lebensmittel durchschnittlich noch 36 Prozent der Nettoeinkommen, mit den hohen Lohnerhöhungen gingen nur mäßige Preiserhöhungen bei den Konsumgütern einher, sodaß man sich de facto mehr leisten kann. Mußte 10 Jahre zuvor ein Fabrikarbeiter die heutzutage kaum  mehr vorstellbare Zahl von 23 Stunden für den Gegenwert von 1 Kilo Bohnenkaffee arbeiten, sind es nun gut 6 Stunden. Bezüglich eines Kilos Butter halbiert sich dieser Wert von über 4 Stunden im Jahr 1950 auf gut 2 Stunden 1959 (zum Vergleich: 2003 sind es noch 20 Minuten).  
Sehr viel in dieser Zeit geschieht nicht nur zur eigenen Erbauung, sondern im Hinblick auf das Urteil der Mitmenschen. Man ist stolz darauf, sich etwas leisten zu können und möchte dies nach außen hin dokumentieren. Kurioserweise besonders deutlich wird dies in einem Beitrag über "Campingfreuden mit Fleisch- und Wurstwaren". Steht das Zelten eigentlich für ungezwungenes und natürliches Leben, wird in kaum einem der abgedruckten Rezepte auf den Hinweis verzichtet, daß durch die Verwendung entsprechend hochwertiger Metzgereiprodukte "die Zeltnachbarn staunen werden, was Sie schönes kochen" und "selbst die Paddler werden extra des angenehmen Geruches wegen an Land kommen".  

Erwähnenswert sind sicherlich noch die Sonderhefte populärer Zeitschriften wie "Neue Mode - Mit Liebe gekocht", "burda Bunte Bild-Rezepte" und das besonders schön gestaltete "Constanze Rezeptheft".

 

                  

Constanze "Das Rezeptheft" (1958)"

 

burda "Bunte Bild-Rezepte aus elf Ländern" (1960)

 

 


Diese Hefte reagieren recht kurzfristig auf Trends, bieten zudem eine Fülle interessanter zeitgenössischer Werbung und sind durch ihre großen Formate und entsprechend aussagekräftigen Abbildungen unbedingt sammelwürdig.

        
Wer Kochbücher aus dieser Zeit sammeln möchte, kann aus dem Vollen schöpfen.
Fast jede Hausfrau besaß, genau wie heutzutage, eines oder mehrere Exemplare. Und da Bücher in der Regel nicht entsorgt werden, wenn sie, aus welchen Gründen auch immer nicht mehr im Gebrauch sind, sondern häufig auf Speichern oder in Kellern zwischengelagert werden um dann schließlich irgendwann in Vergessenheit zu geraten, hat eine große Zahl von ihnen bis heute überdauert. In durchschnittlichem Erhaltungsgrad  sind sie für wenige Euro auf Flohmärkten und bei Internetauktionen zu erstehen. Daß sehr gut erhaltene Stücke weitaus seltener anzutreffen sind, liegt in der Natur der Sache begründet, handelt es sich schließlich um einen Gebrauchsgegenstand. "Dieses Buch will leben, will mitschaffen, Ihnen nützen. Nur im Küchendunst fühlt es sich wohl als griffbereiter Helfer an Herd und Tisch. Fettflecken machen ihm keine Schande" formuliert trefflich zu diesem Thema das Vorwort des "Breviers für Feinschmecker - Der gedeckte Tisch". Auch intakte Schutzumschläge sind so gut wie nie mehr vorhanden. So gehören "das große Kochbuch" von Roland Gööck und "das praktische Kochbuch" von Gertrud Oheim durch ihren Vertrieb über den Bertelsmann Lesering zu den am häufigsten zu entdeckenden Vertretern dieses Genres, werden komplett mit Umschlag jedoch zur absoluten Rarität. Einen willkommenen Nebeneffekt beim Sammeln alter Kochliteratur bietet der Umstand, daß viele der dort vorgestellten Rezepte auch heute noch durchaus zu gebrauchen sind.

 

                      

Linde - "Kalte Küchen Kniffe" ...

 

..."Kühlschrankrezepte - heiter gewürzt und amüsant serviert"

 

 

 


            

            

"Machen Sie doch eine Zebra-Torte!"

 

EDUSCHO - "Ratgeber für Gastgeber und Gäste"

 

"Für liebe Gäste und häusliche Feste"

 


             

"Schöne Stunden, liebe Gäste...und als Krönung OGO-Kaffee"

 

Film und Frau - "Wir haben Gäste", Titel: Marianne Koch

 

                   
Kraft "Scheibletten"  (1962)  

"Wenn's um Schokolade geht, ist Christel zuständig..." - Edeka, Zeitschriftenwerbung (1962)

 

Unten: Mit einem Augenzwinkern fotografiert, inhaltlich aber durchaus ernst gemeint ist die Broschüre "Auch Männer können kochen" aus dem Jahr 1964. Köstlich die "10 kleine Blitz-Gerichte" Vorschläge für "Vati", "wenn Mutti krank ist". Beispiele: "7) Gulasch aus der Dose erhitzen, mit Tomatenketchup abschmecken und zu rasch aufgebratenen Pommes frites aus den Tiefkühltruhe reichen." "9) Thunfisch aus der Dose mit Tomatenmark und Zwiebelringen erhitzen und zu Kartoffelchips aus der Tüte reichen."

 

           

"Auch Männer können kochen!" (1964)

 

"Winke und Rezepte aus der Elektro-Lehrküche"

 


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